Ein Film von Stefan Eberlein
45 Min.
Ein Film von Stefan Eberlein
45 Min.
Lange geplante Herzoperationen von Kindern werden kurzfristig verschoben.Rettungssanitäter mit jungen Notfallpatienten an Bord rätseln, welche Klinik sie anfahren können. Eltern müssen in weit entfernte Kliniken pendeln. Der Mangel anPflegepersonal sorgt für unbesetzte Betten. Das Fallpauschalen-System berücksichtigt die zeit- und kostenintensive Behandlung kranker Kinder nicht ausreichend. Warum vernachlässigt unser Gesundheitssystem die Schwächsten, unsere Kinder?
An der Haunerschen Kinderklinik in München können in der Kinder-Intensivstation nur acht von sechzehn Betten belegt werden. Auch in der Kinderintensivstation an der Medizinischen Hochschule Hannover stehen 20% der Betten leer. Der Grund:Pflegemangel. Kranke Kinder müssen abgewiesen werden. Ein weiteres Problem ist das Bezahlsystem im Gesundheitswesen. Die Krankenkassen rechnen nach sogenannten „Fallpauschalen“ ab. Bezahlt wird ein Durchschnittswert, in dem sowohl Diagnostik, Behandlung und Pflege enthalten ist. Eine Herangehensweise, bei der kranke Kinder schlecht abschneiden. Gespräche mit Kindern und Eltern dauern längerund brauchen mehr Einfühlungsvermögen und die viel niedrigeren Fallzahlen machenes schwerer, Routinen zu entwickeln. Prof. Klein, Direktor der HaunerschenKinderklinik München: „Kinder widersetzen sich der Durchtaktung im System, weil sie Kinder sind.“ Wenn den 18 Monate altem Viktor bei der Blutabnahme zwei Pflegerinnen und seine Mutter halten müssen, ist dieser Personaleinsatz in keiner Pauschale eingepreist.
Die Situation droht noch schlechter zu werden. In den Krankenhäusern werden Budgets für die zeitintensive Behandlung von Kinder mit komplexen Krankheiten gekürzt, oft nur, um die Vorhaltekosten zu reduzieren. Und wenn 2020 die „generalisierte Pflegeausbildung“ kommt, befürchten Ärzte, dass es noch schwieriger wird, hochqualifizierte Pfleger für die Kinderstationen zu bekommen. „Diejenigen die keine spezialisierte Ausbildung haben, müssen wir dann über ein oder zwei Jahre qualifizieren“, befürchtet Jochen Scheel, Geschäftsführer von G-Kind.
Der Film „Kein Geld für kranke Kinder“ geht der Frage nach, warum in der Diskussion um unser Gesundheitssystem die Bedürfnisse von Kindern nie im Fokus stehen und wie schwierig es für alle Beteiligten ist, mit der Politik darüber ins Gespräch zu kommen. Prof. Christiane Woopen, Medizinethikerin in Köln, die gerade eine Studie zur Situation herausgebracht hat, sagt: „Es erschreckt, mich, dass wir in (…) einem so reichen Land tatsächlich mit der Gesundheit unserer Kinder in der klinischen Versorgung nicht gut umgehen.“
Kamera: Thomas Bresinsky
Michael Leuthner / Manuel Fenn / Micha Bojanowski
Schnitt: Robert Vakily
Ton: Daniel Assmann / Dirk Dietrich / Jonathan Schorr
Marc Brunnbauer / Bernd von Bassewitz / Sebastian Reuter
Mischung: Ralf Bienzeisler
Bildtechnik: Dieter Gaotzsch
Sprecher: Christian Baumann
Grafik: Christoph Haag, Bernhard Mahler
Redaktion: Astrid Harms-Limmer / Eva Herzum (BR)
Produktion: Filmbüro Süd